BewerbungLebenslauf-Standards: Bei diesen Regeln sind sich Experten uneinig

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Laut Statista – Das Statistik-Portal, welches Personalverantwortliche der Top-1000 Unternehmen deutschlandweit befragte, bevorzugten im Jahr 2013 noch 16,7% klassische Papierbewerbungen, während 83,5% elektronische Bewerbungen klar vorzogen.

Statista hat außerdem eine Prognose für die folgenden Jahre bis 2018 gestellt. Demnach sollen in Deutschland Papierbewerbungen im Jahr 2018 nicht ganz verschwinden und noch von 7,8% Personalverantwortlichen bevorzugt werden, während deutliche 91% die elektronische Bewerbung vorziehen wird. Erst im Jahre 2006 überholten elektronische Bewerbungen die bis dahin favorisierten Papierbewerbungen. So schleichend wie der Übergang von Papier zu elektronischen Bewerbungen sind auch die Bewerbungsstandards, die sich hieraus ergeben. Viele Leute sind sich nicht sicher, ob Sie eine digitale Bewerbung genau wie eine Papierbewerbung aufbauen sollen.

Da es in Deutschland keine Behörde gibt, die Regeln vorschreibt wie ein Lebenslauf und eine komplette Bewerbung denn aussehen sollte, gibt es Uneinigkeiten über den Standard eines Lebenslaufs. Jeder, der schon einmal eine erfolgreiche Bewerbung geschrieben hat darf sich heutzutage Bewerbungsexperte nennen und man muss auch bedenken, dass einige Personalverantwortlichen nach „ihren Standards“ arbeiten und Lebensläufe aussortieren, die nicht diesen Standards entsprechen.

Gute Bewerber werden nach diesem Schema womöglich mitaussortiert, da man vorher nicht wissen kann was der einzelne Personaler bevorzugt. Viele große Firmen verwenden deshalb bereits Bewerbungsmasken für Online-Bewerbungen. Diese können sehr aufwendig für den Bewerber sein, da man jede Berufsstation einzeln eintragen muss.

Die Europäische Union hat 2005 mit der Initiative Europass den Versuch unternommen einen europäischen Standard für Lebensläufe zu schaffen. Schnell wurde erkannt, dass andere Länder auch andere Lebenslauf-Standards bevorzugen und der CV wurde auf die einzelnen Länder der Europäischen Union leicht abgeändert. Die deutsche Variante des Europass-CVs enthält kein Foto, aber macht Angaben zu Geschlecht, Alter und Staatsangehörigkeit und verwendet den Europäischen Referenzrahmen um Sprachqualifikationen besser einstufen zu können. Leider konnte sich der Europass jedoch bis heute nicht wirklich durchsetzen. 

Digitalen Lebenslauf unterschreiben Ja oder Nein?

Bei der Umstellung von Papierbewerbungen zu elektronischen Bewerbungen hat man die meisten alten Lebenslauf-Standards einfach übernommen ohne sich zu fragen, ob dies überhaupt sinnvoll und notwendig ist. 

Sonja Hild stellt in einem Interview auf Arbeits-ABC.de klar, dass eine Unterschrift auf einem Lebenslauf rein rechtlich gesehen gar nichts verändert. Nur falsche Angaben können dazu führen, dass ein Arbeitsvertrag gelöst wird.

Zu bedenken ist außerdem, dass eine eingescannte Unterschrift ein Risiko in der Cyber-Welt mit sich bringt. Selten werden Lebensläufe verschlüsselt per E-Mail versendet und selbst das Hochladen eines Lebenslaufs auf Firmenwebseiten ist nicht zu 100% sicher. Besonders Kreditkartenfirmen kommen immer wieder mit geraubten Daten von Kunden und Personal in die Schlagzeilen.

Da viele große Firmen Bewerbungen über ein eigenes Online-Bewerbungsportal abwickeln, kann es schon mal vorkommen, dass man eine Datei wie den Lebenslauf nicht hochladen kann, da die angehängte Datei den Rahmen für das Datenvolumen sprengt. Eine gescannte Unterschrift in JPG-Format kann die Lebenslauf-Datei unnötig vergrößern.

Entscheiden muss also jeder für sich, ob er seine Unterschrift scannt und digital mitschickt. Einfacher ist es da bei einem englischsprachigen CV – hier wird die Unterschrift unter dem Lebenslauf grundsätzlich weggelassen.

Soll man seine Hobbys und Interessen im Lebenslauf angeben oder lieber weglassen?

Hobbys (engl. Plural: Hobbies) werden von Studenten, Absolventen und Young Professionals gerne im Lebenslauf angegeben, um diesen individueller zu gestalten, wenn man noch nicht über reichlich Berufserfahrung verfügt. Aber wie sieht es mit Fachkräften oder sogar Führungskräften aus? Sollten diese ihre Hobbys weglassen?

Bill Gates, der sein LinkedIn Profil eher spärlich ausgefüllt hat, scheint dennoch nicht darauf zu verzichten seine persönlichen Interessen ausführlich anzugeben, einige Beispiele sind: Technology and innovation, volunteerism, taking interesting courses online, reading, tennis, etc.

Sollten Hobbys auch im Standard-Lebenslauf ein Comeback feiern?

Einige Hobbys werden von Personalern lieber gesehen als andere. Die Favoriten sind alle Teamsportarten, Kochen und Musizieren. Tennis ist zwar keine Teamsportart im klassischen Sinne, aber wenn Sie sich im Vertrieb bewerben kann dies eher als positiv gewertet werden. Vielleicht war man einige Zeit lang sogar Tennistrainer und konnte sein Wissen erfolgreich vermitteln. Es ist daher sinnvoll Hobbys nicht als Tätigkeit anzugeben, sondern kurz zu beschreiben – „DVDs schauen“ hört sich eher faul an; „Dokumentarfilme über Meeresbiologie“ in seinen Interessen anzugeben ist da eine ganz andere Geschichte.

Schaut man sich in Foren zu dem Thema um bekommt man das Gefühl, dass Hobbys im Lebenslauf mit Vorsicht zu genießen sind: „Bloß keine Extremsportarten angeben“ oder „Lieber gleich weglassen, dass kann man unterschiedlich auslegen“ heißt es dann.

Verschieden Interessen der einzelnen Angestellten erweitert die Vielfalt / Diversity der Firma und dies erhöht bekanntlich auch die Kreativität.

Die Kreativität würde sich nämlich in Grenzen halten, wenn wir alle nur Fußballspielen, musizieren und kochen würden.

Was muss ich an den Lebenslauf eigentlich anhängen?

Durch die Digitalisierung der Bewerbung wissen viele Bewerber immer noch nicht was eigentlich zu einer Bewerbung mitgeschickt werden soll. 

Bewerbungen auf Papier waren standarisierter als es die heutigen Online-Bewerbungen sind. 

Bewerbungen für eine Position bei einem Klein- oder Mittelständischen Unternehmen werden größtenteils per E-Mail verschickt. Dies bedeutet, dass man das gesamte Dateivolumen so klein wie möglich halten sollte. Viele Bewerber wollen die Personalvermittler allerdings mit ihrem gesamten Können beindrucken und schicken absolut jedes Zertifikat mit. Bei 100 Bewerbungen kann das ganze scrollen schon recht müde machen. Ein Deckblatt ist zum Beispiel nicht mehr notwendig – Personaler bevorzugen den Lebenslauf direkt vor sich zu haben als eine extra Seite runterscrollen zu müssen.

Von Absolventen werden die meisten Anhänge und Referenzen verlangt: Bachelor- und Masterzeugnis, das Zeugnis vom Auslandssemster und Praktikumszeugnisse können die Bewerbung ganz schön zum Platzen bringen. Alle Dateien sollten zusammen in einer Zip-Datei versendet werden um das Dateivolumen klein zu halten. Die Dateien sollten eindeutig benannt werden, wie zum Beispiel: „Max Mustermann_CV_Assistant Manager Bewerbung“

Bei Anhängen für eine Bewerbung muss geschickt ausgesucht werden.

Das Abiturzeugnis ist nur relevant, wenn Sie gerade mit dem Abitur fertig sind oder sich für eine Werkstudentenstelle während Ihres Bachelorstudiums bewerben möchten. Nach Beendigung des Bachelorstudiums ist das Abiturzeugnis nicht mehr relevant und sollte nur mitgeschickt werden, wenn dies ausdrücklich gefordert wird. Wenn Ihre Bewerbung nur aus einem Lebenslauf, Anschreiben und Ihrem Masterzeugnis besteht sollten Sie alle Dokumente in einer Datei abspeichern, da Personaler sonst jedes Dokument einzeln öffnen müssen. Aufwendige Anhänge sind allerdings gar nicht zwingend Notwendig. Immer mehr KMUs erkennen dies und fordern in Ihren Stellenanzeigen auf „Bewerben Sie sich mit einem aktuellen tabellarischen Lebenslauf und einem Anschreiben“. 

Im englischsprachigen Ausland ist es schon länger üblich sich „nur“ mit einem CV und einem Cover Letter zu bewerben. Zeugnisse können immer noch nachgereicht oder mit zum Vorstellungsgespräch mitgenommen werden.

Große Firmen haben üblicherweise Bewerbungsportale. Viele Firmen stellen klare Regeln bezüglich der angehängten Dateien: nicht größer als 2 MB, maximal 3 Dokumente, beschriften Sie die Datei und ordnen Sie die Datei einer Kategorie zu (Lebenslauf, Anschreiben, Studium, Arbeitszeugnis), usw. Leider tuen dies nicht alle Firmen. Die angegebene Maximalgröße für Dateien scheint auch oftmals nicht von Personaler, sondern von IT-Fachkräften festgelegt zu werden, die große Dateien möglichst vermeiden möchten.

Wie können Firmen Ihren Bewerbungsprozess endlich komplett ins digitale Zeitalter holen?

Die alte Papierbewerbung war viel umfangreicher als die jetzige digitale Bewerbung. Ganze Bewerbungsmappen wurden damals und vereinzelt auch heute noch erstellt – mit Deckblatt, Lebenslauf inklusive Passfoto, Anschreiben und zahlreichen Zeugnissen und Referenzschreiben. Dieses Verfahren ist nicht nur unglaublich aufwendig, sondern kann sogar ins Geld gehen. Dies führte auch dazu, dass Leute sich vorher genau überlegten, ob Sie sich wirklich auf eine Stelle bewerben möchten oder nicht. Im heutigen digitalen Zeitalter hat sich so einiges geändert. Da eine Bewerbung schnell angepasst ist und über E-mail verschickt werden kann ist dies oftmals in nur ein paar Mausklicks getan.

Bei digitalen Bewerbungen fällt der Kauf einer neuen Bewerbungsmappe weg, drucken muss man auch nichts mehr, Passfotos nachbestellen, ausschneiden, aufkleben fällt ebenfalls weg und man erspart sich auch alles nochmal drucken zu müssen, weil man vielleicht einen klitzekleinen Fehler im letzten Moment entdeckt hat. Dadurch das digitale Bewerbungen den Bewerbungsprozess um einiges vereinfacht haben ist es leider nicht dazu gekommen, dass man seine freie Zeit genießt – im Gegenteil – die Digitalisierung hat bewirkt, dass Leute sich auf jede Stelle bewerben, die ihnen sprichwörtlich ins Auge springt. Da sich die Bewerberanzahl für eine Position bei digitalen Bewerbungen um ein vielfaches erhöht hat ist es für Firmen noch schwieriger geworden den passenden Bewerber herauszufinden (auch wenn man bedenkt, dass sich einige Bewerber „einfach mal so“ beworben haben). Mehr Bewerber bedeutet allerdings auch – mehr Auswahl an guten Fachkräften. 

Firmen haben es sich selbst also ziemlich einfach gemacht. Die nachfolgenden Tipps sollen Firmen ermutigen die alten Bewerbungs-Standards, die noch galten als man sich nur per Post beworben hat, dem digitalen Zeitalter anzupassen:

  1. Den Bewerbungsablauf und alle Anforderungen für die Position, wie auch für die Bewerbung klar und deutlich angeben. Lassen Sie Ihr HR-Team einen Artikel auf Ihrer Webseite verfassen mit dem Titel „Wie sieht eine perfekte Bewerbung aus“. Dies ermöglicht den Bewerbern sich an „Ihre Standards“ zu halten.

  2. Keine Unterschrift auf dem Lebenslauf verlangen. Dies bürgt nur Risiken und bewirkt rechtlich nichts.

  3. Weg mit den ganzen Anhängen. Für die erste Auswahl an Bewerbern reicht ein Lebenslauf und gegebenenfalls ein Anschreiben. Im englischsprachigen Ausland ist es schon längst üblich Bewerber nur aufgrund des Lebenslaufs auszusuchen. Zeugnisse und Referenzschreiben können zum persönlichen Gespräch mitgenommen und vorgezeigt werden.